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An jedem verdammten Sonntag

Die GC Herren gewinnen die Play-Outs gegen Black Boys Genf in extremis.

Play-Outs sind immer so eine Sache, insbesondere wenn man eine Woche vorher noch um einen Platz in den Play-Offs gekämpft hat. Sich dann noch mal zu motivieren, ist einfach schwer, insbesondere gegen ein Team, welches man in der laufenden Saison zweimal klar geschlagen hat. Noch viel schlimmer ist es natürlich, wenn dann das erste Spiel auch noch so spät angesetzt ist, dass man die Hälfte des Champions League Finals verpasst.

Nun, der späte Spielbeginn hiess aber auch, dass jeder gemütlich ausschlafen konnte und ausgeruht am Treffpunkt erschien. Diejenigen, denen die verlängerte Nacht noch nicht gereicht hatte, konnten die Zugfahrt auch noch für eine Mütze Schlaf nutzen, und so erreichten wir um 15:15 Uhr den Platz in Genf. Wie die Wettervorhersage angekündigt hatte, überschritten die Temperaturen nun so langsam die 30° Marke und wer auf Bikram Yoga steht mag sich nun gefreut haben, aber ich denke der Autor spricht im Namen vieler: Sport im Hamam ist einfach nicht das Coolste - im wahrsten Sinne des Wortes!

Entsprechend zäh war auch der Spielfluss der Hoppers in den ersten 20 Minuten. Man schob sich hinten den Ball zu, Black wartete ab, und wenn man dann doch irgendwann nach vorne spielte, lieferte man den Ball doch recht schnell wieder ab. Die Genfer Black Boys boten zwar nun auch nicht gerade Word League Hockey, aber immerhin schafften sie es, von Zeit zu Zeit mal im Viertel der Hoppers aufzutauchen, und so war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit bis irgendwann mal ein Ball durchrutschen und zu einer Ecke führen sollte. Die erste konnte zwar noch von GC Keeper Fabian Starsich entschärft werden, aber die zweite Routine der Genfer knallte dann doch unhaltbar an das Brett des GC Tors, 1:0 für Genf. Ein Start, wie man ihn sich in einem Play-Out so gar nicht wünscht. Es dauerte noch ein wenig, und die Black Boys waren in dieser Phase näher an einem zweiten Tor dran als die Hoppers am Ausgleich, aber so langsam nahm GC etwas mehr Fahrt auf, selbst wenn erst die letzten 5 Minuten vor der Halbzeit eine eigene Tormöglichkeit dabei herausspringen sollte. Kurz vor der Halbzeit führte ein Angriff über die rechte Seite endlich mal zu einer Ecke, aber leider nicht zum erwünschten Tor, da der platzierte Schuss von Luca Sommavilla noch ein Black-Spieler von der Linie kratzen konnte. Auch zwei Minuten später konnte bei einer weiteren Ecke das Runde nicht im Eckigen untergebracht werden.

Für die zweite Halbzeit forderte GC Coach Ron Stöckli, dass die rechte Seite noch stärkerer überlagert wird und die Stürmer nun noch konsequenter vorm Gegenspieler am Ball sein sollten. Ausserdem verlangte er mehr Schlenzbälle aus dem Mittelbereich in die Sturmspitze. Aber die Ansprache zeigte nicht viel Wirkung, immer noch wurden auf dem ganzen Platz die Bälle zu leicht abgeliefert und der Gegenspieler eingeladen, den Ball doch bitte vor einem selbst anzunehmen. Selbst wenn GC nun zumindest ab und zu mal einen Angriff startete und ein wenig Gefahr für das Genfer Tor produzierte, war man immer noch weit von der Form der letzten paar Wochen entfernt. Einfachste Aktionen wollten einfach nicht gelingen, und so führte dann ein Missverständnis beim Wechseln zu einer Unorganisiertheit in der Zürcher Hintermannschaft, welche im zweiten Tor für die Genfer mündete. Ein totales "Eier-Tor" würde man sagen, der Ball rollte im Schneckentempo über die Linie und allen schoss in diesem Moment wahrscheinlich durch den Kopf "Och nee, nächste Woche noch mal so ein Spiel - nee, keinen Bock!". Denn nun riss sich GC endlich mal am Riemen und zeigte in Anbetracht der verbleibenden 15 Minuten etwas Spielkultur. Insbesondere David Roegiers und Cornel Nesseler auf der rechten Angriffseite machten nun Druck und tankten sich vermehrt durch die Reihen der Genfer durch. Auch Matthias Leypolt und Enrico Albonico kamen in dieser Phase zu Abschlüssen, die aber leider nicht im Tor des Gegners landeten. Am Ende führte ein hübscher Lauf von Cornel Nesseler über die Grundlinie zum erhofften Tor. Ein paar kleine Hepper-Ablagen in die Mitte, wo David Roegiers den Ball in die Maschen ablenkte. 1:2-Rückstand nach dem ersten Tag, und auf der Zugfahrt hatten Roman und Enrico noch ihre iPads parat, so dass wir gleichzeitig das Champions League Finale und das Word League Spiel zwischen Deutschland und Österreich sehen konnten.

Am Tag zwei der Play-Outs war GC wie ausgewechselt. Die erste Halbzeit wurde klar dominiert und der Gegner hatte praktisch keine erstzunehmenden Spielanteile. Immer wieder konnten die Mittelfeldspieler in Szene gesetzt werden und auch Innenverteidiger Rudi Gebhard schaltete sich häufig ins Aufbauspiel ein. Man kombinierte gefällig bis zum Kreis, aber konnte den Ball leider nicht im Tor des Gegners unterbringen. Erst ein Geistesblitz von Morgan Hunter, der den Ball von der rechten Seitenauslinie auf den linken Verteidiger Jonas Bandick schlenzte, brachte die Erlösung. Offensive Ballannahme, durchlaufen bis zum Schusskreis, Flachschlenzer vor das Tor und Stecher von Jasper van Tilburg - so einfach und schön kann Hockey sein. Jedoch wurde danach verpasst, hier weiterzumachen, und so konnte man zur Halbzeit nur ein 1:0 verbuchen.

Die zweite Halbzeit war zwar nicht mehr so stark wie die erste, aber immer noch konnte Black eigentlich nur wenige sinnvolle Angriffe in den Schusskreis lancieren. Aber leider entscheidet man ein Spiel nicht mit gutem Spiel sondern mit Toren, und so führte ein Gestochere vor GC Keeper Alessandro Vanoni zum unglücklichen 1:1. GC müsste nun also doch wieder ein weiteres Relegationswochenende spielen. Dies verlieh den Black-Spielern wieder mehr Sicherheit und lies sie besser kombinieren. So kam es, dass die Genfer sich eine Ecke erarbeiteten und diese auch im Gehäuse der Zürcher unterbrachten. Zu diesem Zeitpunkt sah es wirklich ganz düster für GC aus, zwei Tore mussten her und das auch noch möglichst schnell, denn es waren noch ca. 10 Minuten zu spielen. Coach Ron Stöckli ersetzte jetzt den Torwart durch einen weiteren Feldspieler und liess über den gesamten Platz ein 1:1 spielen. Die Genfer kamen damit zusehends schlechter zurecht und versuchten nun vermehrt mit Schlenzbällen den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen. Aber die Hintermannschaft der Hoppers stand in dieser Phase sicher, pflückte die Bälle aus der Luft und schickte sie immer wieder zurück in die eigenen Sturmreihen. Endlich kam es auch mal zu Aktionen im Kreis, welche dann mit einer Ecke belohnt wurden. Reingabe auf den ersten Stopper, Schlag von Roman Richner und der Ball findet seinen Weg in das Tor der Genfer. Aber noch war nichts gewonnen, man brauchte ja noch ein weiteres Tor, um überhaupt in die Verlängerung zu kommen. Auch hier zeigte das Team Moral, kurz vor Schluss bekommen die Zürcher einen Freischlag am Schusskreis des Gegners zugesprochen, Jochen Klages passt den Ball hart auf den anlaufenden David Roegiers, der lässt ihn einfach in die Mitte abprallen, wo Enrico Albonico wartete und "Bazinga", die Kugel zappelt in Netz der Genfer - 3:2. Kurz danach der Abpfiff, 2 mal 7.5 Minuten Zuschlag für die Zuschauer und die Spieler. Aber die Nachspielzeit brachte nicht viel ein, ausser einen weiteren Flüssigkeitsverlust auf beiden Seiten.

Die Play-Out Serie musste also im Penalty Shootout entschieden werden und dies war nichts für schwache Nerven - Zuschauern mit einem Herzschrittmacher hätte im Nachhinein lieber nach Hause geschickt. Nach den ersten drei Schützenpärchen stand es 2:0 für die Genfer Black Boys. Die verbleibenden GC Schützen mussten also treffen und keiner der Genfer Spieler durfte treffen. In dieser Situation ging Jasper van Tilburg an die Viertellinie und zeigte, dass er hier genau richtig am Platz war. Lauf auf den Torwart, eine Drehung, noch mal zurück und dann schiebt er den Ball mit der Ruhe einer Valium-Tablette mit der argentinischen Rückhand über die Torlinie. Was macht Black? Der Schütze läuft an, umkurvt Torwart Vanoni und dann, vollkommen unbegreiflich, schiesst er den Ball am Tor vorbei. GC war einfach nicht tot zu bekommen. Als nächstes war Luca Sommavilla an der Reihe. Auch dieser beweist Nervenstärke und versenkt den fälligen Siebenmeter, nachdem der Torwart ein Stockfoul begangen hat. Der nächste Versuch der Genfer wird sicher durch den GC Keeper entschärft. Unentschieden nach den ersten 5 Pärchen - Sudden Death. Diesmal beginnt Black und erneut zeigt Alessandro Vanoni, dass er nur schwer zu bezwingen ist - kein Vorbeikommen für den Genfer, und somit hat Captain Roman Richner die Chance, dieses Spiel zu beenden. Er läuft an, zwei schnelle Drehungen, Tor und die Spieler von GC kennen kein Halten mehr und begraben Roman und Alessandro in einer blau-weissen Spielertraube. Später wurde der Ligaverbleib noch ausgiebig im Garten von Cornel Nesseler gefeiert und das eine oder andere Bier hat sich auch dazugesellt, selbst wenn diese die Runde immer wieder schnell verlassen mussten.

Eine kleine Wolke gibt es aber dennoch am GC Himmel. Für Trainer Ron Stöckli war dies vorerst das letzte Spiel als Coach dieses Teams. Er legt nun erstmal eine kleine hockeyfreie Zeit ein, um sich ein paar neuen Herausforderungen zu stellen. Nach 30 Jahren Hockey sei ihm dies auch gegönnt. Ausserdem wird uns auch Enrico Albonico für mindestens für ein Jahr verlassen, da er sich auf Weltreise begibt. Beiden wünscht das Team alles Gute.