In Unterzahl einen Punkt abgetrotzt - im Siebenmeterschiessen cool geblieben. Einstand nach Maß für den neuen Trainer.
Zu zehnt reisten die Grasshoppers am Sonntagmorgen nach Genf. Nachdem der Kader bereits in der Woche durch Verletzungen ausgedünnt wurde und für das Auftaktmatch der neuen Saison sich zwei Spieler wegen familiären Großereignissen (Hochzeit und Geburt) abmeldeten, musste Trainer Karsten Linowksy nach einem weiteren kurzfristigen Ausfall noch am Morgen die Taktik umstellen. Sollte dieser Aderlass für das guten Mutes in die Saisonvorbereitung gestartete Team überhaupt noch zu bewältigen sein? Nach einer Videoanalyse eines Vorbereitungsspiels überraschte Linowsky die Mannschaft noch im Zug mit einer offensiven Aufstellung. Eine gewagte Variante, die sich im Spiel auszahlen sollte.
"Wir haben nichts zu verschenken. Wir sind gekommen, um Punkte mit nach Zürich zu nehmen!"
Der Schiri pfeift zum Anpfiff, und GC ist präsent, aggressiv und spielt druckvoll gegen den Ball. Black Boys zeigt sich überrascht und findet kein Konzept gegen die gute Raumdeckung. Immer wieder finden hart und präzise geschlagene Pässe aus der Verteidigung, in der Jochen Klages nach längerer Verletzungspause erstmals wieder auf dem Platz stand, Abnehmer im Sturm oder im schnell aufrückenden Mittelfeld. Nach einigen ausgelassenen Chancen kommt es in der 5. Minute zur Rudelbildung im Black Boys Schusskreis: Die GC Spieler liegen sich in den Armen. Über zwei, drei Stationen war der Ball in den Kreis gekommen. Johannes Köhler fälscht den Ball ab, und dem Goalie bleibt nur der traurige Blick zurück, dorthin wo der Ball liegen soll: im Tor der Black Boys. Reklamationen von Black Boys werden nicht stattgegeben. Der Ball war mit Übersicht von Roman Richner in den Schusskreis gespielt worden. Halb hoch steckte Raphael Thelen uneigennützig weiter zu Johannes Köhler durch. Alles regelkonform.
Black Boys ist geschockt und rennt jetzt wütend gegen das GC Tor an. Das Spieltempo wird erhöht, und es gelingt Black Boys, die Überzahl nun häufiger auszuspielen. Die Aussenverteidiger Martin Meyer und Jasper van Tilburg, formiert mit Jochen Klages zu einer Dreier-Abwehr, stemmen sich lange erfolgreich gegen die Angriffe. Aus einer Überzahl fällt dann der von Black Boys ersehnte Ausgleich. Eine gekonnt vorgetragene Kombination wird in einer unübersichtlichen Situation von Black Boys eiskalt ausgenutzt. Torwart Julien Guizetti ist gegen die drei freistehenden Genfer machtlos. Kommt jetzt der Einbruch? Black Boys hat vier Auswechselspieler und scheint einen Plan gefunden zu haben, die GC Defensive auszuhebeln. GC kämpft und rettet sich in die Pause. Bei mittlerweile stärker werdendem Regen geht die Mannschaft mit erhobenem Haupt in die Kabine.
Den direkten Weg zum Tor suchen. Nicht nachlassen, dagegenhalten und Charakter zeigen. Die Ansprache des Trainers ist schnell zusammengefasst. Zu Beginn der zweiten Hälfte hat der Regen den Platz schon etwas unter Wasser gesetzt. Das Spiel wird zunehmend kampfbetonter. Immer wieder kann sich GC durch das laufstarke Mittelfeld mit Enrico Albonico und Henning Proske Luft verschaffen. Immer wieder erreichen Pässe den Sturm, doch Chancen bleiben ungenutzt. Der Kräfteverschleiss wird jetzt offenbar. Fabio Dornbierer, als Mittelstürmer aufgeboten, läuft viele Räume zu und gewinnt wichtige Zweikämpfe im Mittelfeld. Das Pressing der Black Boys führt aber jetzt vermehrt zu Chancen. Einige Male rettet Julien Guizetti und auch Glück hat GC. Dann aber doch der Gegentreffer zum 1:2-Rückstand. GC verliert in der Vorwärtsbewegung den Ball, der Sturm orientiert sich nicht schnell genug um, und das Mittelfeld sieht sich einer vielfachen Überzahl gegenüber. Zwei weitere Stationen und der Ball liegt dort, wo er nicht hingehört: im Tor von GC.
Gut gekämpft, das Spiel lange offen gehalten und nur knapp verloren. GC könnte nun versuchen, das Spiel zu sichern und trotzdem mit einer positiven Erfahrung zurück nach Zürich zu reisen. Aber GC steckt nicht auf, will mehr. Es wird gekämpft. Jasper van Tilburg sieht die grüne Karte, was ab dieser Saison eine Zweiminutenstrafe nach sich zieht. Ziemlich schlechter Zeitpunkt, aber man sieht den Siegeswillen. Black Boys scheint sich nun der Partie sicher und will GC abfertigen. Doch plötzlich kommt ein Ball gefährlich an die Viertellinie der Black Boys. Die Verteidigung kann den Ball nicht klären und Johannes Köhler setzt dem Ball nach. Der Goalie macht eine unglückliche Figur und nach einem Vorhandzieher ist der Ball durch und liegt endlich wieder im richtigen Tor: 2:2 und noch drei Minuten zu spielen. Jetzt kommt Hektik und Härte auf. Black Boys erhält ebenfalls eine grüne Karte, aber zum Entsetzen von GC auch eine Ecke zugesprochen und nachdem Jochen Klages auf der Linie klärt, pfeift der Schiri Siebenmeter! Roman Richner reklamiert und bekommt Recht. Es wird auf Ecke entschieden. Die Verteidigung klärt und das Spiel ist aus! Ein Punkt ist sicher. Das ist schon eine Sensation. Aber es geht noch um den Zusatzpunkt im Siebenmeterschiessen.
Für GC treten an: Jasper van Tilburg, Fabio Dornbierer, Roman Richner, Enrico Albonico und alle verwandeln sicher. Goalie Julien Guizetti kann zwei Bälle halten und GC fährt mit zwei Punkten im Gepäck zurück nach Zürich.
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- 04.09.11
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Genf unter Wasser, GC im Penaltyschiessen oben auf
Geschlossene Mannschaftsleistung führt zu unverhofftem Penalty-Sieg in Genf.